PÄDAGOGIK
Lektion

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Die Jena-Plan-Schule: Pädagogische Anthropologie

Anthropologische Grundlagen

Jede pädagogische Theorie und Praxis basiert, offen dargelegt oder implizit, auf einem bestimmten Menschenbild. Leider ist diese Grundlegung nicht immer sofort ersichtlich. Denn wer sich darüber Vorstellungen macht, was aus dem Menschen werden soll, dem das Glück von Erziehung und Bildung widerfährt, er sollte sich über sein Menschenbild im Klaren zu sein. Es wäre unredlich, eine bestimmte Methode nur deshalb anzuwenden, weil sie in der Praxis leicht handzuhaben ist, denn die körperliche Züchtigung ist dies ebenfalls. Wichtiger ist es, ob Freiheit, Vernunft und Verantwortung gefördert werden sollen oder Unterordnung und Irrationalität. All dies sind Fragen der pädagogischen Anthropologie.

Die Pädagogik "vom Kinde aus"

Maria Montessori
Peter Petersen

Die Pädagogik "vom Kinde aus" ist eines der Schlagwörter der reformpädagogischen Bewegung. Wer ist aber dieses Kind, um das sich alles drehen soll? Bei der schwedischen Reformpädagogikn Ellen Key ist das Kind endlich kein kleiner Erwachsener mehr, sondern Selbstzweck, die Kindheit ein eigenes, schützenswertes Lebensstadium. Die Kindheit wird zu dieser Zeit von der Reformpädagogik neu definiert. Montessori sieht in jedem einzelnen Neugeborenen gar einen Heilsbringer für die Menschheit. Etwas nüchterner verhält sich dies bei Peter Petersen, der weniger schwärmerisch veranlagt ist und es für wichtiger erachtet, aus Kindern vernünftige Erwachsene zu machen. Das einzelne Kind in den Mittelpunkt zu stellen und die Welt ganz nach ihm auszurichten erscheint ihm abwegig. Er ist der Überzeugung, dass der Mensch erst durch Erziehung zum eigentlichen Menschen wird, und hierbei alle Beteiligten mitarbeiten müssen.

Das Menschenbild hinter der Jena-Plan-Pädagogik

(1) Reformpädagogik
(2) Anthropologie
(3) Konzept
(4) Vergleich
(5) Kritik
Der Begriff Anthropologie

Begriff Anthropologie enstammt den griechischen Wörtern Anthropos (Mensch) und Logos (Lehre). Jeder pädagogischen Theorie liegt eine Anthropologie, also ein bestimmtes Menschenbild zugrunde. Dieses Menschenbild bestimmt letztendlich, welches Ziel eine pädagogische Theorie verfolgt.und welche Methoden hierfür tauglich scheinen. Ohne anthropologische Grundlegung bleibt die Pädagogik auf die Wissensvermittlung beschränkt.

Petersen hat einen sehr ausgeprägten und positiv besetzten Gemeinschaftsbegriff. Seine Ideale begründen sich auf der Annahme einer  eine "urgemeinschaftlichen Verbundenheit" und Bruderschaft zwischen den Menschen. Den Individualismus und den Liberalismus lehnt er daher ab. Gleichzeitig steht er Staat und Kirche distanziert gegenüber und will eine Schule als autonome, wenn auch öffentliche Einrichtung.
Besonders wichtig ist ihm die Beteiligung der Eltern und die Einbeziehung aller Schüler, ohne Rücksicht auf ihre soziale Herkunft. Sein Bild vom einzelnen Menschen ändert Petersen mit steigendem Lebensalter. Vor 1933 beschreibt er, in der christlichen Weltsicht verwurzelt, den Menschen als von Natur aus gut. Dabei liegt ihm aber der schwärmerische Ansatz anderer Reformpädagogen weit fern, Petersen orientiert sich am "pädagogischen Realismus", wie er ihn etwa bei Pestalozzi gefunden hat. Nach der Nazizeit, und wohl auch in Anbetracht seines eigenen persönlichen Versagens durch sein Arrangement mit den NS-Machthabern, relativiert er seinen ursprünglichen Optimismus.

Die Jenaplan-Schule (2): Anthropologie