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Ulrich Zwingli, der sich
später Huldrych nennt, da sein Taufnahme an
den Hl.
Ulrich von Augsburg erinnert, baut mit
Zustimmung des Zürcher Rates eine Volkskirche auf.
Später schließen sich auch Bern, St. Gallen, Basel
und
Straßburg an seine Gemeinde an. Die Theologie
Zwinglis weicht
dabei nicht nur von der römischen Kirche ab, sondern
im "Abendmahlsstreit" auch von der Lehre Martin Luthers.
Während Luther im
Gleichklang mit den Katholiken an der
Lehre der
leiblichen Präsenz Jesus Christus festhält,
führt
Zwingli das Abendmahl als Gedächtnismahl in den Gottesdienst
ein. Zudem beruft sich Zwingli noch stärker als Luther auf das
ausdrückliche Wort der Bibel. Selbst die Musik
verbannt er eine Zeit lang auf aus dem
Gottesdienst. Die Kirchen werden schmucklos gehalten, damit das Wort
des
Evangeliums nicht durch Äußerlichkeiten
überdeckt wird.
Calvin muss wegen seiner religiösen Überzeugung aus Frankreich fliehen und wirkt zunächst in Basel und danach in Genf. Dort errichtet er mit seinen Anhängern einen straffen Gottesstaat und eine theologische Hochschule, die viele Studenten anzieht und das Gedankengut in Europa verbreitet. Seine Rolle bei der Behandlung von Glaubensabweichlern, denen Scheiterhaufen, Enthauptung oder Verbannung erwartete, ist umstritten. Calvins Theologie unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von der Lehre Martin Luthers. Während Luther den Menschen grundsätzlich eher zum Heil prädestiniert (vorbestimmt) sieht, vertritt Calvin die Theorie der doppelten Prädestinierung: Die menschliche Entscheidungs- und Handlungsfreiheit ist demnach sehr begrenzt und Gott alleine trennt die Seligen von den Verdammten. Beide sind ihrem Los unterworfen, nicht aber durch Schicksal, Zufall oder gar Verdienst, sondern alleine durch die unerforschliche Entscheidung Gottes.
Da die kirchliche und die weltliche Macht unter dem französischen König Franz I. miteinander verschränkt sind, und die religiösen Ideale entsprechend instrumentalisiert werden, fallen die Ideen einer reformierten Kirche auch hier auf fruchtbaren Boden. Ihre Anhänger entwickelten im Untergrund eine am Genfer Calvinismus orientierte Kirchengemeinschaft, der 1560 etwa zehn Prozent der französischen Bevölkerung nahe stehen. Sie werden als Hugenotten bezeichnet, was ursprünglich spöttisch gemeint war. Über die Herkunft des Wortes gibt es bis heute keine einheitliche Erklärung.
Die Reformation
breitet sich in unterschiedlichen Strömungen
über viele Teile Europas aus, oft verbunden mit dem Wunsch
nach politischen Veränderungen. In den Niederlanden wird der
Calvinismus zum geistigen Motor des Freiheitsbewegung gegen Spanien und
schließlich zur Staatsreligion. Die Reformation in Schottland
beeinflusst die Entwicklung in England, wo sich unter Elisabeth I. der
Protestantismus endgültig durchsetzt. Freilich war die
Abspaltung von der römischen Kirche durch ihren Vater Heinrich
VIII. nicht theologisch begründet, sondern in der Tatsache,
dass die Kirche ihm in Scheidungsfragen keine Zugeständnisse
machte. In Deutschland
verbreitet sich die Bewegung besonders in den
Fürstentümern Kurpfalz und in
Brandenburg-Preußen.
Neben den breiten und volksnahen
reformatorischen Strömungen gibt es auch immer wieder einzelne
religiöse Eiferer mit der Vision eines strengen Gottesstaates.
Zu ihnen gehören der Zwickauer Prediger Thomas
Müntzer, der Anführer der "Täuferbewegung"
Jan Matthys und weitere "Schwarmgeister". Die meisten
von ihnen werden hingerichtet oder in die Flucht geschlagen. Ihre
Gegner sind dabei nicht nur die Fürsten und Anhänger
des
alten Glaubens, sonder auch die Vertreter der Reformation selbst.
Die Spaltung innerhalb der Protestanten ist letztendlich auch eine
Ursache für den Bruch des Augsburger Religionsfriedens
und somit für den Ausbruch des 30-jährigen Krieges.
Denn die
Übereinkunft des Augsburger Religionsfriedens galt
primär zwischen Katholiken und
Lutheranern. Andere protestantische Gruppen fühlten
sich
den Vereinbarungen nicht verpflichtet und brachten das fragile
Gefüge ins Wanken.