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Luther ist der Überzeugung, dass sich der Mensch nicht durch seine Taten, sondern allein durch seinen Glauben (sola fide) und die Gnade Gottes (sola gratia) rechtfertigen könne. Die Erlösung von den Sünden ist demnach nicht durch Wiedergutmachung zu erlangen, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus, der zur Menschheit ausgeschickt wurde, um die Gerechtigkeit Gottes zu verkünden. Damit steht er nicht nur theologisch gegen die Lehrmeinung der römischen Kirche, nach der die göttliche Offenbarung nur durch die Einsicht des Menschen erfahrbar ist, er hat obendrein die päpstliche Finanzpolitik mit ihrer Methode der Sündenvergebung gegen Geldmünzen an einem empfindlichen Nerv getroffen. Sein kritischer Geist hat aber auch Kräfte auf den Plan gerufen, deren Zielsetzung eher politisch als theologisch motiviert ist. In Württemberg stürmten am Karfreitag des Jahres 1525 wütende Bauern die Burg Weinsberg, verurteilten die Adeligen zum Tode und richten sie auf grausame Weise hin. Die "Weinsberger Bluttat" empört Martin Luther so sehr, dass er von seiner anfänglich gezeigten Sympathie für die Anliegen der Bauern wieder abrückt.
Luther selbst ist nicht anwesend.
Nachdem Kaiser Karl V. über ihn die Reichsacht
verhängte
und er somit ohne Strafe von jedermann getötet werden kann,
verschanzt er sich in der Veste Coburg. Zu seinen Anhängern
hält er brieflichen Kontakt. Sein Schüler Phillip
Melanchthon
vermittelt auf dem Reichstag zu Augsburg zwischen katholischer und
protestantischer
Seite.
Melanchthon erreicht in zähen Verhandlungen eine
vorläufige Anerkennung des neuen Glaubens vor der katholischen
Kirche. Auch Luther akzeptiert das Augsburgische Bekenntnis (Confessio
Augustana). Dabei sollten eigentlich die
Übereinstimmungen zwischen den christlichen Lehren im
Vordergrund stehen. De facto wurden Glaubens- und
Kirchenspaltung auf dem Augsburger Reichstag besiegelt.
Artikel 1:
Zuerst wird einträchtig laut Beschluß des Konzils
von Nizäa gelehrt und festgehalten, dass ein einziges
göttliches Wesen sei, das Gott genannt wird und wahrhaftig
Gott ist, und dass doch drei Personen in diesem einen
göttlichen Wesen sind, alle drei gleich mächtig,
gleich ewig: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist.(...)
Artikel 4:
(...) dass wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott
nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung erlangen
können, sondern dass wir Vergebung der Sünde bekommen
und vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christi willen durch den
Glauben. (...)
Artikel 15:
(...) dass alle Satzungen und Traditionen, die von Menschen zu dem
Zweck gemacht worden sind, daß man dadurch Gott
versöhne und Gnade verdiene, dem Evangelium und der Lehre vom
Glauben an Christus widersprechen. (...)
Die Confessio Augustana gehört bis heute zu den wichtigsten Bekenntnisschriften der evangelischen Kirche. Da sie in sehr vielen Punkten mit der römisch-katholischen Lehre übereinstimmt, bemühen sich ökumenisch orientierte Christen um eine Anerkennung. Die Ökumenische Bistumskommission richtete am 19. Juni 1974 folgenden Appell an die Deutsche Bischofskonferenz:
"Die Deutsche Bischofskonferenz möge die Möglichkeit einer Anerkennung der Confessio Augustana von seiten der katholischen Kirche prüfen. Mit einer derartigen Anerkennung soll erstens die Augsburger Konfession in ihrer historischen und gegenwärtigen Bedeutung als Ausdruck evangelisch-lutherischen Glaubens ernst genommen und gleichzeitig ein katholisches Bild des Luthertums abgebaut werden, das vor allem durch polemisch überspitzte Äußerungen aus der bewegten Umbruchszeit von 1520/21 bestimmt ist (...) Zweitens soll damit zum Ausdruck gebracht werden, daß die Augsburgische Konfession keine kirchentrennenden Lehren vertritt und als Zeugnis gemeinkirchlichen Glaubens von katholischer Seite bejaht werden kann."
Joseph Ratzinger, der spätere
Papst Benedikt XVI., leitete 1977 aus der Confessio Augustana nicht
grundsätzlich die Notwendigkeit einer Glaubensspaltung ab:
"Die Forschungen der letzten Jahre konvergieren dahin,
daß die Confessio Augustana als grundlegende lutherische
Bekenntnisschrift nicht nur aus diplomatischen Gründen so
abgefaßt wurde, daß sie reichsrechtlich als
katholisches Bekenntnis auslegbar sein sollte; sie wurde auch mit
innerer Überzeugung als Suche nach evangelischer
Katholizität konzipiert - als ein Mühen darum, das
brodelnde Gebilde der frühen reformatorischen Bewegung in
einer Weise zu filtern, die es zu katholischer Reform gestalten konnte.
Demgemäß sind Bemühungen in Gang, eine
katholische Anerkennung der Confessio Augustana, oder richtiger: eine
Anerkennung der CA als katholisch zu erreichen." (Joseph
Ratzinger: Prognosen
für die Zukunft des Ökumenismus)