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Als "Lehre von der Seele" ist die
Psychologie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Teilgebiet der
Philosophie. Ihre ersten Ansätze reichen dabei bis in die
griechische Antike zurück, denn bereits Thales von Milet,
Anaximander, Epikur und Aristoteles machten sich Gedanken um das, was
der Mensch hinter seinem Äußeren verbirgt, und was
ihn doch als Menschen ausmacht.
Auch Sigmund Freud, passionierter Archäologe und profunder
Kenner der griechischen Mythologie, knüpft an diese lange
Tradition an und etabliert schließlich die Psychoanalyse
eine eigene Disziplin. Das Wort Psychoanalse setzt sich aus den
griechischen Wärtern psyche
(Seele, Leben) und analysis
(Zergliederung, Auflösung) zusammen, kann also in
etwa mit Seelenzergliederung
oder Seelenuntersuchung
übersetzt werden.
Freud verwendet in allen seinen Publikationen eine eigene, von
griechischen
Metaphern wie Trauma,
Therapie
oder
Ödipuskomplex durchwobene Terminologie
und verhilft so der Psychologie auch zu ihrer speziellen Ausdrucksweise.
In Wien führt er neben der Wiener Psychoanalytischen
Vereinigung die Mittwochsgesellschaft,
eine Art psychologischen Salon, durchaus vergleichbar mit den
literarischen Salons des vergangenen 18. Jahrhunderts. Aus dieser
Wiener Keimzelle entwickeln sich schließlich unterschiedliche
Strömungen. Als herausragend gelten neben der Psychoanalyse
Sigmund Freuds die Individualpsychologie Alfred Adlers die
Existenzanalyse von Viktor Emil Frankl.
Die Begriffe Existenzanalyse und Logotherapie werden oft synonym verwendet. Sie kennzeichnen aber doch recht unterschiedliche Gesichtspunkte von Frankls Theorie. Verwandt mit der Existenzanalyse ist die von Martin Heidegger und Karl Jaspers geprägte Existenzphilosophie. Ihr zentrales Thema ist die menschliche Existenz, die sich mitunter in ausweglosen Situationen befindet. Tod und Leiden, Kampf und Schuld sind Gegebenheiten, denen der Mensch unterworfen ist, die seine Möglichkeiten einschränken, und mit denen er sich doch auseinandersetzen muss, um schließlich zu sich selbst zu finden. Der Begriff Logotherapie verweist auf den helfenden Charakter von Frankls Ansatz. Das Wort Logo, entstammt hierbei dem griechischen logos, das mit Wort, Vernunft, Lehre und Sinn eine Fülle von Bedeutungen tragen kann. In Frankls Logotherapie ist Sinn die beste Übersetzung, den die Aufgabe des Therapeuten ist es, den Patienten dabei zu unterstützen, in seinem Leben einen Sinn zu erkennen.
Die Logotherapie ist eine
idealistische Therapie, die den Menschen im Gegensatz zur klassischen
Psychologie nicht primär in das Dunkle, Unbewusste
führt.
Frankl ist kein Vertreter einer konservativen,
wertorientierten Weltanschauung. Dennoch erkennt er an, dass es Werte
gibt, und der Mensch nach ihnen strebt. Durch die Verwirklichung der
Werte erlebt er Sinn
in seinem Leben. Allerdings müssen eine Reihe von
Voraussetzungen vorliegen, damit dieses Streben gelingen kann. Schutz
und Sicherheit, emotionale Zuwendung und die Entwicklung eines eigenen,
originalen Selbst sind das Fundament der Sinnfindung. Die Arbeit des
Psychotherapeuten beginnt da, wo diese Voraussetzungen blockiert sind.
Der verunsicherte, der emotional vernachlässigte und der
innerlich vereinsamte und von der Gesellschaft abgeschriebene Mensch
braucht Unterstützung, um den Willen zum Sein
wiederzufinden. Dieses Sein ist bei Freud von der Lust
gekennzeichnet, bei Adler von der Macht, bei Frankl aber vom Sinn des
Lebens.
Frankls Leben ist in seiner
ersten Hälfte ständig von existentiell bedrohlichen
Situationen umgeben, zunächst für seine Patientinnen
und Patienten,
und schließlich auch für ihn selbst. Von 1933 bis
1937 leitet er im psychiatrischen Krankenhaus in Wien den so genannten Selbstmörderinnenpavillon,
in dem jährlich mehrere tausend suizidgefährdete
Frauen betreut werden. Doch seine Niederlassung als Psychiater und
Neurologe
im Jahre 1937 ist nicht von langer Dauer, denn schon ein Jahr
später vollziehen die Nationalsozialisten den Anschluss
Österreichs. Die im jüdischen Wien verwurzelte
Psychoanalyse
ist sofort eine Zielscheibe der neuen Machthaber, und Frankl
ist wie
auch Freud selbst jüdischer Herkunft.
Zusammen mit seiner Ehefrau Tilly und seinen Eltern wird Viktor Frankl
im Herbst 1942 zunächst ins Ghetto Theresienstadt deportiert.
Tilly stirbt später im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Auch
seine Eltern und sein Bruder kommen ums Leben. Viktor überlebt
insgesamt vier Konzentrationslager, darunter Auschwitz. Seine
schreckliche Erlebnisse veröffentlicht er später
unter dem Titel ...trotzdem
Ja zum Leben sagen.