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Der Daoismus (im Deutschen auch:
Taoismus) ist neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus eine der drei
großen chinesischen Lehren und sowohl Philosophie
wie auch Religion. C. G. Jung, der inspiriert vom Erfolg von
Sigmund Freuds Psychoanalyse seine eigene Schule der
"Analytischen Psychologie" gründet hatte, zog sogar eine
Verbindungslinie zwischen Daoismus und Tiefenpsychologie. In diesem
Kurs werden sollen sowohl die religiösen, wie auch die
historischen, philosophischen und psychologischen Aspekte des Daoismus
behandelt werden.
Die historischen Wurzeln
sind nicht genau datierbar, ein Anhaltspunkt ist aber das "Daodejing"
des Laozi (Laotse), das im 4. und 3. Jahrhundert vor unserer
Zeitrechnung entstand. In seiner philosophischen Ausprägung
ist der Daoismus nicht nur in der chinesischen Oberschicht, sondern
auch in der westliche Welt bis heute lebendig. Eine Renaissance erlebte
er außerhalb Europas durch das Aufkommen neuer
philosophischer und religiöser Bewegungen mit den
Studentenbewegung der Sechziger Jahre.
Der religiöse Daoismus ist in China eine eigenständige Religion, deren Wurzeln weit bis in die vorchristliche Zeit zurückreichen. Sie besitzt eine Vielzahl Göttern und Geistern, ähnlich wie die antiken polytheistischen Religionen des Abendlandes. Mit dem dem 2. Jahrhundert n. Chr. bilden sich feste Kultformen und religiöse Gemeinschaften. Das Leben im alten China ist gefahrvoll, und die gesetzlichen Bestrafungen für alle, die im Verdacht der Untreue gegen den im Geiste des Konfuzianismus regierenden Kaiser stehen, sind furchtbar. Mancher Denker zieht sich in die Bergwelt zurück. Der idealisierte "daoistische Bergmensch" lebt zu dieser Zeit in der Einsamkeit und ist mit sich und der Natur im Einklang. Doch auch das Leben der Mönchsgemeinschaften entwickelt sich trotz aller Widrigkeiten, ebenso wie im parallel zum Daoismus aufkeimenden Buddhismus. Im 7. Jahrhundert n. Chr. vollzieht die Tang - Dynastie in China einen durchaus ähnlichen Schritt wie der abendländische Kaiser Konstantin zu Beginn des 4. Jahrhunderts. Die vormals unterdrückte Religion wird zur Staatsreligion.
Der religiös ausgerichtete
Daoismus hat zum Ziel, durch
die Meditationsformen Qi Gong 气功,
Tai Chi 太极
und einer Reihe von weiteren Ritualen eine Verbindung zwischen dem
Universum und dem den einzelnen
Menschen herzustellen. Der philosophische Daoismus verfolgt
dasselbe Ziel, ist
aber weniger von kultischen Handlungen und Zeremonien, sondern eher von
einer Geisteshaltung geprägt.
Beiden Richtungen gemeinsam gemeinsam ist die Hinwendung zu einer
für den Außenstehenden zunächst schwer
verständlichen Symbolsprache aus Linien und Kreisen.
Als Begründer des Daosimus gilt
Laozi 老子, dessen
historische Existenz allerdings nicht wirklich als gesichert
gilt. Er soll im 6. Jahrhundert
vor Christus gelebt haben, das in China unter die Epoche der
"streitenden Reiche" fällt.
Bedingt durch Unruhen, Aufstände und Kriege gelangte die
Herrschaft in die Kries und die
Philosophie zur Blüte. Eine Vielzahl
von philosophischen
Schulen entwickelten Ideen darüber, wie Ordnung, Frieden und
Einheit wieder
herzustellen seien.
Das Hauptwerk des Daoismus - das Daodejing 道德经 -
wendet sich
als Ratgeber an einen Herrscher, der Sorge für die
richtige Regierung tragen möchte. Es wird zwar Laozi
zugeschrieben, ist aber
wahrscheinlich
erst im 4. Jahrhundert vor Christus aufgezeichnet worden.
Zu den wichtigsten Legenden um
die Person Laozi (Laotse) gehört auch der
Anstoß zur
Niederschrift seiner Gedanken:
Im Alter von 160 Jahren wandte sich der
Philosoph vom niedergehenden Zhou - Hof ab und beschloss, eine neue
Umgebung aufzusuchen, die für die Entwicklung seiner Gedanken
fruchtbarer wäre. Er verließ
Zhou westwärts. Ein Grenzbeamter hatte den Weisen schon
erwartet und bat ihn innigst, doch seine Gedanken zu hinterlassen.
Laozi schrieb für ihn das Daodejing, das "Buch vom Sinn" und
ritt anschließend auf einem Ochsen weiter nach Westen.
Das Daodejing ist das einzige Werk, das Laozi zugeschrieben wird. Es
hat
einen Umfang von ca. 5000 altchinesischen Schriftzeichen, und ist in
kurzen, prägnanten Sätzen und Paragraphen verfasst.
Ihre Übersetzung und Deutung stellt bis heute ein
große Herausforderung dar.
Literatur: C.G. Jung/R. Wilhelm: Das Geheimnis der Goldenen
Blüte.
Ein chinesisches Lebensbuch, Olten und Freiburg im Breisgau 1971.
Philip Rawson und Laszlo Legeza: Tao. Die Philosophie von Sein und
Werden. München, Zürich 1974. Wolfgang Bauer:
Geschichte der
chinesischen Philosophie, München 2001.