1912: Titanic gesunken

Die Titanic, das größte Schiff der Welt

Die Fortschritte in der Technik gehen zu jeder Zeit mit Katastrophen einher. Weil die Titanic den Ruf der Unsinkbarkeit genoss und die Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer Welle der Technikbegeisterung erfasst war, ist der Ozeanriese bis heute ein Symbol für Fortschritt und Untergang zugleich. Schon der Bau des Dampfers verläuft in für damalige (und heutige) Verhältnisse atemberaubender Geschwindigkeit. Am 31. März 1909 wird die Kiellegung der Titanic auf Werft 401 von H&W (Harland und Wolff) in Belfast gefeiert. Schon zwei Jahre und zwei Monate später, am 31. Mai 1911, läuft das bis dato größte und luxuriöseste Schiff der Welt vom Stapel.

Die Titanic – das Flaggschiff der White Star Line

Die Titanic hatte eine Länge von Breite 269 Metern, eine Breite von 28 Metern und einen Tiefgang von 10 Metern. Die drei Schrauben wurden von einem 55000 PS starken Motor angetrieben. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 24 Knoten, die Größe beträgt 46329 BRT. Eigner ist die 1850 in Liverpool gegründete White Star Line. 1891 erhielt die Reederei mit der Teutonic das blaue Band für die schnellste Atlantiküberquerung. 1907 wurden die Weichen für drei neue Schiffe der Olympic-Klasse gestellt, nämlich die Olympic, die Gigantic und die Titanic. Die Titanic war das Luxuriöseste der drei Schiffe. 1935 fusionierte die Gesellschaft mit der Cunard-Line zur neuen Cunard White Star.

BRT? Was sind Bruttoregistertonnen?

Die BRT (Bruttoregistertonne) ist ein veraltetes Raummaß für die Größe von Handelsschiffen. Zwar steckt das Wort Tonne darin, aber dies lässt keinen exakten Rückschluss auf das Gewicht oder die Ladekapazität zu. Die heutige Bezeichnung für Bruttoregistertonne lautet Bruttoraumzahl. Diese ist abhängig von der Kubikmeteranzahl der geschlossenen Räume eines Schiffes. Nach dieser Zahl richten sich heute die Gebühren für Hafennutzung, Schleußendurchfahrt und Lotsen.

Die Jungfernfahrt der Titanic

Die Titanic startet am 10. April 1912 vom englischen Hafen Southhampton zu ihrer ersten (und letzten) Fahrt nach New York. Die Route verläuft zunächst über das französische Cherbourg  und das englische Queenstown. An Bord befanden sich 2214 Menschen, davon gehörten 1322 zu den Passagieren und 892 Mann zur Besatzung. Vier Tage lang verlief die Fahrt über den Atlantik ohne größere Komplikationen. Am 14. April, 20 Minuten vor Mitternacht, rammt die Titanic in voller Fahrt einen Eisberg. Wegen des Nebels und der Dunkelheit hatte man ihn viel zu spät erkannt.

Die Titanic rammt den Eisberg

Die Kollission mit dem Eisberg reißt die Außenhülle der Titanic auf ungefähr einem Fünftel der Gesamtlänge auf. Trotzdem bricht nicht sofort Panik aus. Der Schaden, unterhalb der Wasserlinie gelegen, ist für die Passagiere zunächst nicht wahrnehmbar. Man nimmt den Ruck des Schiffs und die Neigung nach vorn zunächst nicht ernst. Doch das Wasser strömt immer stärker durch das Leck in den Innenraum.

Schotten und Rettungsboote

Die Titanic ist am Rumpf mit abgeschlossenen Kammern, sogenannten Schotten versehen, die die Auswirkungen eines Lecks gering halten sollen. Unter dem starken Wasserdruck brechen diese jedoch ein. Erst jetzt beginnt die Kommandobrücke den Ernst der Lage zu begreifen und erteilt das Kommando zur Flucht in die Rettungsboote. Doch davon gibt es zu wenige an Bord. Nach den damals geltenden Vorschriften ist die Anzahl der Rettungsboote zwar von der Tonnage (Größe) eines Schiffe abhängig, allerdings existiert für sehr große Schiffe (ab 10.000 BRT) eine einheitliche Maximalvorgabe von 16 Rettungsbooten. Bei der Verabschiedung des Gesetzes waren die Schiffe durchweg kleiner gebaut, die Sicherheitsvorschriften hinken der Realität hinterher. Die 46.328 BRT große Titanic hat sogar mehr Rettungsboote als es das Gesetz vorschreibt – aber immer noch viel zu wenig für alle Menschen an Bord.

Das Versagen der Titanic-Mannschaft

Zudem versagt die Schiffsmannschaft bei der Organisation der Rettung. Die ersten Boote, die auf eine Kapazität von 60 Personen ausgelegt sind, gehen mit erheblich weniger Personen zu Wasser. Andererseits wollen viele Passagiere ihr Leben lieber dem Ozeanriesen als einem schwankenden Boot anvertrauen, sie müssen in die Boote gezwungen werden.

Der Mythos Titanic

Berichten zufolge weigerte sich der reichste Passagier John Jacob Astor mit dem Hinweis auf die Gleichheit aller Menschen, in das Rettungsboot Nr. 4 zu steigen. Dort saß seine Frau. Von der Reeling sah er auf das Geschehen: Seine Gattin und andere Frauen und Kindern finden einen Platz im Boot. Durch das Chaos bei der Rettungsaktion bleiben aber 20 Plätze leer, als die Taue gekappt und das Boot wird ins Wasser gelassen wird.

Die Titanic sinkt

Nach einer Stunde beginnt sich der Bug des Schiffes immer stärker zu neigen. Wegen der Brand- und Explosionsgefahr müssen die Feuer unter den Kesseln gelöscht werden. Das Heck hebt sich aus dem Wasser und ragt drohend in den Himmel. Auf den Decks ist es nun kaum mehr möglich, sich fortzubewegen und noch in ein Rettungsboot zu kommen. Panik bricht aus, und die Mannschaft muss mit Gewalt dafür sorgen, dass keine Boote gestürmt werden.

Die Rettungsaktion der Carpathia

Hilfe für die Menschen in den Rettungsbooten kommt von einem Schiff der Cunard-Line. Die Carpathia, im Linienverkehr zwischen dem Mittelmeer und New York eingesetzt, empfängt per Funk am 15. April 1912 morgens gegen 0.25 Uhr den Notruf der Titanic. Zu diesem Zeitpunkt ist sie immerhin 58 Seemeilen von der Titanic entfernt. Sie ändert ihren Kurs, beschleunigt von ihrer Normalgeschwindigkeit von 14 auf 16 Knoten und prescht sich durch das gefährliche Gebiet zum Unglücksort. Wer aber nicht rechtzeitig einen Platz in einem Boot gefunden hat, ist zum Tode verurteilt. Um 2 Uhr 5 geht das letzte Rettungsboot zu Wasser.

Die Kapelle hört auf zu spielen

Um 2 Uhr 17 hört die Kapelle auf zu spielen, kurz darauf zerbricht das gewaltige Schiff in zwei Teile. Um 2 Uhr 20 sinkt die Titanic auf den Grund des Ozeans und nimmt die Passagiere mit sich. Wer jetzt noch über Bord geht, bleibt ohne Hoffnung in den eisigen Fluten zurück. Die 705 Überlebenden in den Booten werden von der Carpathia aufgenommen und nach New York gebracht.

Die Ortung des Wracks der Titanic

Um die Titanic ist es 73 Jahre lang still, alle Ortungsversuche bleiben über Jahrzehnte vergeblich. Erst am 1. September 1985 gelingt es einem Team von französischen und amerikanischen Forschern, die Titanic ausfindig zu machen. Vom Forschungsschiff Knorr liefert ein mit Kabel verbundener Sonarroboter schaurige Bilder des Wracks. Markant sind die großen Dampfkessel, die verstreuten Weinflaschen bezeugten den Luxus der Titanic. Das Wrack liegt in ungefähr 3800 Metern Tiefe im Atlantik, etwa 368 Meilen südöstlich von Neufundland und ist in zwei Teile verborsten. Der Bug und das Heck liegen etwa 600 Meter voneinander entfernt.

Die Schätze im Bauch der Titanic

Zwei Jahre später beginnt die Bergung von Gegenständen aus dem Bauch des Dampfers. Um die Bergungsrechte entsteht ein Streit, da hiermit auch die Vermarktung der Funde beginnt. Kritiker, darunter auch die Entdecker selbst, sprechen von einer Plünderung der Titanic. Über 6000 Gegenstände werden aus dem Wrack geborgen. 

Gold und Juwelen

Taucher suchen nach Gold und Juwelen. Allerdings ist das Schiff auch ein Grab für 1516 Menschen. Die Leichenfledderei stößt auf Widerstand. Im Jahre 2003 wird daher ein internationales Abkommen unterzeichnet, das ein weiteres Ausschlachten des Wracks verhindern soll.

Der Handel mit den Titanic-Fundstücken

Nach den vielen Plünderungen  begann – unter russischer Ägide – die Phase der touristischen Erschließung. Das Forschungsschiff „Akademic Keldish“ bringt Interessierte zur Unglücksstelle, wo sie in die U-Boote Mir I und Mir II einsteigen und bis auf den Grund hinabfahren können. Die Fahrt zum Wrack dauert ebenso wie das Wiederauftauchen drei Stunden. Die U-Boote waren auch bereits für die Filmaufnahmen von James Camerons „Titanic“ im Einsatz.

Titanic-Auktionen

Bei Versteigerungen werden immer wieder Gegenstände der Titanic-Katastrophe gehandelt. Von besonderem Wert sind hierbei die persönlichen Erinnerungen einer damals 16-jährigen Passagierin, die das Unglück im Rettungsboot überlebt und schon kurze Zeit später aufzeichnet. Auf insgesamt 8 Seiten beschreibt sie die Tragödie vom Zusammenprall mit dem Eisberg über die Explosionen der Dampfkessel bis zum Schrecken der auf dem Schiff Zurückgebliebenen und somit zum Tode Verurteilten. Unter den Letzteren war ihr eigener Vater. Auch eine Schwimmweste aus Segeltuch und Kork ist erhalten. Daneben gibt es eine Vielzahl von Gegenständen wie Geschirr, Schilder, Möbelteile, technische Pläne und Passagierlisten, die immer wieder in Auktionshäusern den Besitzer wechseln. Von den Angehörigen der Opfer wird dieser Handel als pietätlos kritisiert.

Die Entwicklung des Echolots als Folge der Titanic-Katastrophe

Zur Vermeidung ähnlicher Katastrophen wurden nicht nur präzise Sicherheitsregeln festgelegt, sondern auch neue technische Ansätze verfolgt. Zur Ermittlung der Wassertiefe wurde noch 1912 das erste Echolot entwickelt. Das Echolot arbeitet mit mit Schall bzw. Ultraschallimpulsen, die von einem Schiff ausgesendet werden. Nach der Reflexion durch den Meeresgrund oder einem Eisberg gelangen die Wellen zum Empfänger an Bord zurück. Da die Schallgeschwindigkeit auch im Wasser konstant ist, lässt sich aus der Zeitspanne zwischen Absendung und Wiedereintreffen des Signals die Wassertiefe feststellen.

Von der Titanic zur Icon of the Seas

Wir absolvieren einen Zeitsprung von 1912 nach 2024. Am 27. Januar 2024 ging die Icon of the Seas, das neue unsinkbare Schiff, auf ihre Jungfernfahrt. Startpunkt war der Hafen von Miami in den USA. Bei Vollbesetzung transportiert das weltweit größte Kreuzfahrtschiff 7600 Passagiere und 2350 Frauen und Männer als Besatzung. Gebaut wurde das 365 Meter lange Schiff, die Titanic maß 269 Meter, in der Werft Meyer in der finnischen Stadt Turku. Betrieben wird das Schiff von der der US-amerikanischen Reederei Royal Caribbean International. Die Schiffsmotoren laufen mit flüssigem Erdgas.
PS: In Höhe von Deck 5 sind 16 Rettungsboote angebracht. Das sind wniuger als auf der Titanic, das reicht schon wieder nicht!
2. PS: Mit einer Länge von 414,23 Metern hält der inzwischen abgewrackte Öltanker Pierre Guillaumat den Längenrekord aller jemals gebauten Schiffe.