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Das Werk der Hildegard von Bingen gibt einen wichtigen Einblick in die Geschichte der Medizin. Dabei vermengt die Ärztin und Äbtissin in weit stärkerem Maße Wissenschaft und Mythologie, als bespielsweise der griechische Arzt Hippokrates oder der römische Mediziner Galen. Aus heutiger Perspektive sind ihre Rezepte für die Heilung von Krankheiten zumeist unwirksam und in einigen Fällen durchaus schädlich.
Hildegard von Bingen ordnet jedem der von ihr katalogisierten 26 Edelsteine und Halbedelsteine eine bestimmte Tageszeit zu, in der er "aus Wasser und Feuer" entstand. Aus der Mischung dieser beiden Elemente leitet sie für jeden Stein einen bestimmten Charakter zu. In ihrer Vorrede nennt sich auch den Fundort der Edelsteine. Man entdeckt sie vor allem nach Überschwemmungen an den Bächen, die aus dem Gebirge strömen.
Hildegard von Bingen nimmt an, dass
der Smaragd am Morgen bei Sonnenaufgang wächst. Die Frische
des beginnenden Tages macht ihn zum starken Mitel gegen die Krankheiten
des Menschen:
"Wer Schmerzen am Herzen, im Magen oder an der Seite erdulden muss, der
trage einen Smaragd bei sich, damit sich sein Körper an ihm
wärme. Es wird ihm wohler werden. Wenn ihn so viele
Krankheiten befallen, dass er sich kaum erwehren kann, dann nehme er
den Smaragd sogleich in den Mund, damit er vom Speichel nass wird. Den
so erwärmten Speichel ziehe er oft ein und spucke ihn wieder
aus, dann lassen die Anfälle dieser Krankheiten ohne Zweifel
nach. Wer von der Fallsucht gepeinigt zu Boden stürzt, dem
lege man einen Smaragd in den Mund, und sein Geist wird neu belebt
sein." Nach der Linderung durch den Smaragd nennt Hildegard von Bingen
ein Gebet, das der Geheilte sprechen soll, während er seinen
Blick auf den Smaragden richtet: "Wie der Geist des Herrn den Erdkreis
erfüllt, so fülle er das Haus meines Körpers
mit seiner Gnade, so dass sie ihm niemals genommen werden
könne." (Hildegard von Bingen: Physica. De Lapidibus)
Hildegard von Bingen nimmt an, dass der Saphir zur Mittagszeit wächst, wenn die Sonne am stärksten brennt. Der "feurige, ungestüme Stein" dient zur Linderung von Augenkrankheiten:
"Wem die Augen vor Schmerz rot
werden, oder wem die Augen verwundet
oder gar blind sind, der nehme nüchtern einen Saphir in seinen
Mund, damit er feucht vom Speichel wird. Er umgebe seine Augen mit
demselben Speich in der Art, daß auch das Innere des Auges
davon
benetzt wird. Die Augen werden nun hell und klar werden."
Eine zweite
Funktion des Saphirs betrifft den eher zwischenmenschlichen Bereich, es
geht um das Verhältnis zwischen einem ungestümen Mann
und
einer bedrängten Frau:
"Reizt der Teufel den Mann in Liebe zu einer Frau auf, sodass er ohne
Anrufung von Geistern liebestoll sich gebärdet, und dies der
Frau
lästig fällt, so soll sie dreimla Wein über
einen Saphir
gießen und sprechen: Ich gieße
diesen Wein in
glühenden Kräften übner dich aus, so wei
Gott den Glanz,
o ungetreuer Engel, von dir nahm, damit du Liebe und Wolllust dieses
Mannes von mir nimmst". (Hildegard von Bingen: Physica. De Lapidibus)
Der Magnet wird in unserer heutigen Zeit mit vielerlei schützenden und heilenden Wirkungen in Verbindung gebracht. Hildegard von Bingen nennt ihm als Mittel gegen Lähmung, Schlaganfall und Gelbsucht: "Der Magnet entsteht aus dem Geifer des giftigen Wurms. Er erstickt Bosheit, Lüge und Zorn. Er macht das Fasten leicht, wenn man ihn im Mund trägt. Er hilft bei Lähmungen, nach Apoplexie (Schlafanfall) und bei Gelbsucht." (Hildegard von Bingen: Physica. De Lapidibus)