LITERATUR
TEIL 2

VON 5
Elemente der Textstilistik - Rhetorische Figuren II
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Der Chiasmus

Chiasmus

Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit.
(Schiller)
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden,
Und lieben, Götter, welch ein Glück.
(Goethe)

Der Buchstabe X entspricht dem griechischen Chi. Ein Chiasmus bezeichnet die über Kreuz angeordnete Stellung von Wörtern oder Wortgruppen. Das gegenteilige Stilmittel zum Chiasmus ist der Parallelismus.

Der Parallelismus

Parallelismus

"Die früher leckere Speisen aßen, verschmachten jetzt auf den Gassen; die früher auf Purpur getragen wurden, die müssen jetzt im Schmutz liegen." (Klagelieder 4,5)

Sich entsprechende Wörter oder Satzteile erscheinen aufeinanderfolgendend. Der zweite Satz verstärkt noch einmal die Wirkung des ersten. Dieses Stilmittel findet häufig in der Bibel Verwendung.

Das Hyperbaton

Hyperbel

"Wenn er ins Getümmel mich von Löwenkriegern reißt"
(Goethe)
 

"Longumque perosus exilium"
(Ovid)

Bei diesem Stilmittel werden eigentlich zusammengehörige Wörter durch das Dazwischenschieben eines Wortes oder Satzgliedes getrennt. Hyperbata sind ebenfalls unter dem Begriff "Sperrungen" geläufig. Meist sind sie nicht immer gleich zu entdecken. Im ersten Beispiel würde "mich" eigentlich vor dem "Getümmel" stehen. Durch die Mittelposition wirkt die Szene wesentlich dramatischer. Im zweiten Beispiel wird die lange Dauer des Exils durch das dazwischengeschobene Wort zusätzlich betont.

Morgen bei aphilia.de: Rhetorische Figuren III