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Die zahlreichen religionspolitischen Auseinandersetzungen der vorangegangenen Jahrzehnte, verursacht durch die Spaltung der christlichen Kirche in die alte und die neue Religion, den Katholizismus und den Protestantismus, sollten im Jahre 1555 auf dem Reichstag in Augsburg vorläufig beendet werden. Am 25. September beschlossen die katholischen und evangelischen Reichsstände den Augsburger Reichs- und Religionsfrieden. Man einigte sich auf den Grundsatz "Cuius regio, eius religio" - wessen Herrschaft, dessen Religion. Das Heilige Römische Reich wurde fortan in religiös definierte Zonen aufgesplittet. Dabei lag es im Gusto des jeweiligen Landesherrn, ob seine Bevölkerung nun katholisch oder lutherisch leben sollte. Wer als Untertan mit den religiösen Vorlieben seines Fürsten unzufrieden war, blieb die Abstimmung mit den Füßen. Er suchte sich eine neue Heimat in einem anderen Teil des Reiches.
Doch der Friede gerät mit einer Verschiebung der Kräfte ins Wanken. Ausgehend vom Konzil in Trient, das mit einigen Unterbrechungen von 1545 bis 1563 tagt, startet der Katholizismus die sogenannte Gegenreformation. Der 1540 gegründeten Jesuiten-Orden betreibt nicht nur eigene Schulen und Universitäten, er verstärkt auch seine missionarische Tätigkeit.
Aber auch die Protestanten leisten
ganze
Arbeit, um den innerkirchlichen Graben zu vertiefen. Die
Säkularisierung (Verweltlichung) von Klöstern wird
intensiviert. Die Bildung von religiös
homogenen Gebieten verfestigt sich, und die Konfessionen sind immer
weniger zu einem vernünftigen Ausgleich
der Kräfte bereit. Dazu kommt, dass das
protestantische
Lager in sich gespalten ist, und nicht alle
Gruppierungen den Augsburger Frieden anerkennen. Kaiser und
Fürsten gießen
zusätzlich
Öl ins Feuer, indem sie sich der Religionen bedienen, um
ihre Machtansprüche auszufechten. Selbst der Himmel scheint
nichts Gutes im Sinne zu haben: In den 70er Jahren des 16.
Jahrunderts ereignet sich das, was die Historiker heute die
„kleine Eiszeit" nennen. Ein
Klimaumschwung sorgt für eisige Winter und feuchte Sommer.
Missernten bringen lang anhaltende
Hungersnöte und eine Verarmung der Zivilbevölkerung.
Einst geweckte Hoffnungen von Zuwanderern werden nicht
erfüllt.
Die liberale Politik der protestantischen
Herrscher hatte in den Jahren nach dem Religionsfrieden viele
Neubürger angezogen, die nun ihr Vermögen
für den Kauf
von Grundnahrungsmitteln aufwenden müssen. Dem Handwerk
bleiben die Aufträge aus. Dagegen verhelfen
die steigenden Preise für Getreide
den Großbauern zu neuem Reichtum. Die Kluft zwischen
Arm und Reich vertieft sich. 1607 geht der Herzog von Bayern im
Auftrag von Kaiser Rudolf II. gegen die protestantische
Reichsstadt Donauwörth vor. Die mehrheitlich
protestantische Stadt hatte die Prozession eines katholischen Klosters
verboten, das hierzu ausgesprochene Veto des Kaisers
ignoriert, und das Verbot mit Waffengewalt durchgesetzt. Mit der
militärischen Hilfe des Grafen von Tilly geht Maximilian I.
von Bayern gegen Donauwörth vor und gliedert
die Stadt in sein Herzogtum
ein. Dieser Vorgang entsetzt die Protestanten so sehr, dass sie ihren
innerkonfessionellen Zwist beilegten. Lutheraner, Calvinisten
und die Anhänger verschiedener kleinerer protestantischer
Abspaltungen marschieren ab nun geeint. Im Mai 1608
gründen protestantische Fürsten die
Union, ein Militärbündnis gegen
die katholischen Machtansprüche. Die Katholiken folgten 1609
mit
der Gründung der Liga unter der Führung von Herzog
Maximilian von Bayern. Hinter diese Vereinigungen
standen mächtige Kräfte des
Auslands. Die Union wird von Frankreich, Schweden,
England und Holland unterstützt, die Liga von Spanien und dem
Kirchenstaat. Die Mitte Europas ist einem Pulverfass.
1618 eskaliert ein Streit um die
Bestimmung und Nutzung einer Kirche im böhmischen
Dorf
Braunau. Daraufhin widerruft Ferdinand, der Erzherzog und
König von Böhmen, die Religionsfreiheit der
Protestanten. Zweihundert Calvinisten und
Lutheraner verschafften sich nun gewaltsam Zugang in den Prager
Hradschin und forderten die Beamten des Königs auf, Rede und
Antwort zu stehen.
Diese verteidigen sich redlich, werden aber in einem
vorbereiteten Schauprozess von "Richtern" verurteilt und aus 17 Metern
Höhe aus dem Fenster gestoßen. Der Legende nach
landen sie weich auf einem Misthaufen und können sich
dadurch retten.
Tatsächlich dürften verschiedene Faktoren eine Rolle
für das Überleben der königlichen Beamten
gespielt haben. Man nimmt an, dass sie sich am Sims festhielten und an
der Fassade eher hinabrutschten als fielen. Der Fenstersturz
ist für die
böhmischen Stände das Startsignal
zum Aufstand. Sie wählen nach dem Tod des Kaisers
den calvinistischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu
ihrem neuen König und erklären
Ferdinand für abgesetzt, und hoffen auf
Selbstbestimmung. Friedrich
V. nimmt die Wahl an. Diesen Affront nimmt Ferdinand nicht kampflos
hin.