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Mit einem
Feldzug gegen Ägypten versucht Napoleons 1798, seine
Herrschaft im
Mittelmeerraum auszuweiten, um später bis nach Indien zu
stoßen. Mit seiner Streitmacht erobert er
zunächst Malta, am 1. Juli 1798 landet er in
Alexandria. Am 21. Juli
stößt er in Richtung Kairo vor, wo er auf Widerstand
des Osmanischen Reiches trifft. Mamelukische Reiter,
Arabische Kavallerie und Fellachen (Landarbeiter) stellen sich in
Sichtweite der Pyramiden von Gizeh entgegen. Trotz seiner
zahlenmäßigen
Unterlegenheit führt Napoleon seine 20.000 Mann zum Sieg. Am
24. Juli zieht er in Kairo ein. Doch danach wendet sich für
die
Franzosen das Blatt. Am 1.-2. August 1798 vernichtet die britische
Flotte
unter Horatio Nelson die französische Marine in der
Seeschlacht bei Abukir, nordöstlich von Alexandria. Nelson
wird dafür von der britischen Krone zum Lord erhoben.
Für die Franzosen
ist nun die
Verbindung zum Mutterland unterbrochen. Das ägyptische
Abenteuer ist militärisch gescheitert, und in Kairo kommt es
sogar zu
Aufständen. Napoleon kommt es gerade recht, dass
Frankreich auch in Oberitalien in Bedrängnis gerät.
Es gibt ihm einen plausiblen Grund, Ägypten zu verlassen.
Doch Napoleon hat nicht nur Soldaten in Ägypten aufmarschieren lassen, sondern auch einen Tross von immerhin 150 Wissenschaftlern und Zeichnern. Unter ihnen befindet sich der Archäologe Jean Baptiste Lepères. Er fertigt von den Monumenten, Tempeln und Säulen ebenso präzise wie optisch ansprechende Zeichnungen an, aus denen später die Illustrationen für das berühmte Werk "Description de l´Egypte" (Beschreibungen von Ägypten) entstehen. Nicht nur in Frankreich sorgt dies für eine wachsende Begeisterung für das alte Ägypten. Das Wort der Ägyptomanie macht die Runde.
Noch
berühmter als das Buch sollte ein Stein werden, den
am
15. Juli ein französischen Offizier mit Namen Bouchard in
Rosetta am westlichen Arm des Nildeltas entdeckt.
Sein
Vorgesetzter Generela Menou verfrachtet ihn kurzerhand in
sein Haus
nach Alexandria, wo er von den französischen Wissenschaftlern
begutachtet wird. Das Fundstück enthält einen Text in
drei Sprachen. Das
obere Drittel enthält Hieroglyphen, das zweite Drittel ist in
der ägyptischen Amtssprache Demotisch verfasst, das
letzte Drittel in Griechisch.
Fest steht, dass es sich um kein gewöhnliches Objekt handelt,
doch für eine eingehende Analyse bleibt den Franzosen wenig
Zeit.
Napoleon hatte bei seinem Abzug noch
Truppenreste
in Frankreich gelassen, die unter dem Kommando von General
Kléber stehen. Diese waren sich mit den Osmanen schon
über den
geordneten
Rückzug einig, als England die
bedingungslose
Kapitulation fordert. Der Krieg zwischen Frankreich und den Osmanen
wird daraufhin wieder aufgenommen.
Kléber schlägt die Osmanen am 20. März
1800 in Heliopolis
nordöstlich von Kairo und besetzt Kairo erneut. Am 14. Juni
1800
wir er von einem aufständischen Osmanen ermordet. Sein
Nachfolger erleidet eine Niederlage durch ein 17.000 Mann
starkes
britisches Truppenkontingent bei der Landschlacht von Abukir am 21.
März 1801 und noch einmal in der Schlacht von Ramanja
am 9. April. Am 31. August kapituliert Alexandria, und die
Franzosen müssen Ägypten endgültig
verlassen. Der 761 Kilogramm schwere Stein war beim hastigen Abzug
hinderlich und fiel den Engländern in die Hände. Seit
1802
hat er seinen Platz im British Museum in
London. Anfragen der Franzosen wie der Ägypter, ihn in ein
anderes
Museum zu verbringen, werden seit 200 Jahren von den
Engländern
zurückgeweisen.
Die
griechische Botschaft des Steins ist leicht zu entziffern, denn die
Inschrift ist gut lesbar und in nahezu klassischem Griechisch verfasst.
Sie wurde 196 vor Christus angefertigt, also in der Zeit der
ptolemäischen Herrschaft über Ägypten. Der
Beginn der Inschrift ist voller Lob für den damaligen
Herrscher Ptolemäus V.
(1)
ΒΑΣΙΛΕΥΟΝΤΟΣ
ΤΟΥ
ΝΕΟΥ
ΚΑΙ
ΠΑΡΑΛΑΒΟΝΤΟΣ
ΤΗΝ
ΒΑΣΙΛΕΙΑΝ
ΠΑΡΑ
ΤΟΥ
ΠΑΤΡΟΣ
ΚΥΡΙΟΥ
ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ
ΜΕΓΑΛΟΔΟΞΟΥ
ΤΟΥ ΤΗΝ
ΑΙΓΥΠΤΟΝ
ΚΑΤΑΣΤΗΣΑΜΕΝΟΥ
ΚΑΙ ΤΑ
ΠΡΟΣ
ΤΟΥΣ
(2)
ΘΕΟΥΣ
ΕΥΣΕΒΟΥΣ
ΑΝΤΙΠΑΛΩΝ
ΥΠΕΡΤΕΡΟΥ
ΤΟΥ ΤΟΝ
ΒΙΟΝ ΤΩΝ
ΑΝΘΡΩΠΩΝ
ΕΠΑΝΟΡΘΟΣΑΝΤΟΣ
ΚΥΡΙΟΥ
ΤΡΙΑΚΟΝΤΑΕΤΗΡΙΔΩΝ
ΚΑΘΑΠΕΡ
Ο
ΗΦΑΙΣΤΟΣ
Ο ΜΕΓΑΣ
ΒΑΣΙΛΕΥΣ
ΚΑΘΑΠΕΡ
Ο ΗΛΙΟΣ
(1) Unter der Regierung
des
Jünglings, der seinem Vater in der
Königswürde nachfolgte, Gebieter
über die
Diademe, der ruhmvollste, der Ägypten errichtet hat und fromm
(2) gegenüber den Göttern ist, der über
seine
Feinde triumphiert, der das gesittete Leben der Menschen
wiederhergestellt hat, Herr der Dreiessig-Jahr-Feiern, gerecht wie
Hephaistos der Große, ein König der Sonne gleich.
Das Forschungsinteresse der gilt der Entzauberung des oberen Drittel des Steines von Rosetta. Die Hieroglyphen gelten bis dato als schwer zu entziffernde Bilderschrift. Doch nach dem Fund gibt es einige Wissenschaftler, die diese Sichtweise verwerfen möchten. Zu diesen gehört das Sprachgenie Jean-François Champollion. Der Franzose hat es nicht leicht. Er kämpft gegen die Eitelkeit der Engländer, die den Stein als Kriegsbeute hüten, gegen die Wirren in Frankreich während des Niedergangs der napoleonischen Herrschaft und gegen Eifersüchteleien von Wissenschaftskollegen. Und sein Ziel ist hoch gesteckt. Es geht um die Entschlüsselung der Hieroglyphen. Sie verbergen die Informationen über mehrere tausend Jahre ägyptischer Geschichte.